2016.04.27


Französische Theaterbetreiber dürfen gar Störsender aufstellen


Als Oskar Kokoschka im selben Jahr bei der internationalen Kunstschau in Wien sein zweites Drama „Mörder, Hoffnung der Frauen“ präsentierte, wurde gejohlt, gerauft, sogar Stühle flogen. Die Polizei musste jammer kaufen , Kokoschka erhielt eine Verwarnung wegen öffentlicher Ruhestörung. Skandale gab es auch im Volkstheater, etwa 1948 bei der österreichischen Erstaufführung von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ oder 1971 bei der Doppelpremiere von Peter Turrinis „Rozznjogd“ und Wilhelm Pevnys „Sprintorgasmik“: Letztere Aufführung soll das Publikum so aufgeregt haben, dass es Berichten zufolge „scharenweise das Theater verließ oder über die Sitzreihen stieg, um sich gegenseitig zu ohrfeigen“.


Als störend empfinden Schauspieler nicht nur das Klingeln, auch das Vibrieren eines Handys oder das bläuliche Licht, das ein Display ausstrahlt. Die Strategien dagegen sind vielfältig: In New York ist die Handynutzung im Theater gesetzlich verboten und wird mit 50 Dollar Strafe geahndet. In China weisen Saalordner Handybenutzer im Publikum mit Laserpointern zurecht. Französische Theaterbetreiber dürfen gar Störsender aufstellen. „Was wirklich irritierend ist“, sagt Josefstadt-Schauspieler Michael Dangl: „Wenn Zuschauer aus der ersten Reihe ihre Füße auf die Bühne legen – oder ihre Handtaschen. Beides habe ich schon sanft weggekickt.“ Vibrierende Handys findet er unerträglich („Das klingt wie eine Generalversammlung hungriger Mägen“), auch Zuspätkommen oder vorzeitiges Gehen störe.


Wenn heute jemand eine Theatervorstellung stört, so hat das jedenfalls meist mehr mit Teilnahmslosigkeit als mit Protest zu tun: Schauspieler berichten von Zuschauern (nicht nur, aber auch Schüler), die ein Stück nicht interessiert und die infolgedessen tratschen oder sich ihrem Smartphone widmen. Kaum einem Schauspieler sind solche handy jammer nicht untergekommen. „Mir ist auch schon passiert, dass eine Dame ans Telefon gegangen ist, mitten in der Vorstellung!“, berichtet Claudia Sabitzer vom Volkstheater. „Das war eine elegante ältere Dame, das hat sie überhaupt nicht geniert.“ Auch von Schreiduellen wurde berichtet. Die Vorstellung musste abgebrochen werden.


Ausdrücklich erlaubt sind „ gsm störsender “ aller Art in Jan Fabres „Mount Olympus“, das im Vorjahr in Berlin seine Uraufführung hatte und heuer bei den Wiener Festspielen zu sehen sein wird. Das Publikum darf während dieses 24 Stunden langen Theatermarathons hinein- und hinausgehen, schlafen, sogar getwittert wird aus dem Saal. Stört das die Schauspieler nicht? „Nein. Das sind die Spielregeln, die wir eingegangen sind“, sagt Gustav Koenigs, einer der rund 30 Darsteller. „Wir haben gelernt, damit umzugehen, wenn auch mal eine Tür knallt. Die Erfahrung hilft. Man weiß auch, zu welchen Zeiten es größere Ein- und Ausmärsche gibt. Das Stören bekommt seinen eigenen Rhythmus.“


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Tratschen und Rascheln, Handy-lichter, Husten und Schnarchen: All die Dinge, die Schauspieler oft aus dem Konzept bringen, stören Koenigs nicht. „Vielleicht liegt es auch daran: Nach einigen Stunden hat man nicht die Kraft, sich stören zu lassen“, meint er. Oder es liegt daran, dass die Hemmschwelle, das Theater einfach zu verlassen, für Unzufriedene niedriger ist, wenn die Fluktuation des Publikums ohnehin ermuntert wird. Grob gestört habe bisher jedenfalls niemand, sagt Koenigs. „Wir haben keine Menschen im Zuschauerraum, die dem Stück respektlos entgegentreten würden. Die haben alle einen gewissen theatralen Anstand.Wenn jemand fotografiert, verständigt Dangl die Abendregie. „Wir leben auf der Bühne von einer Fiktion, die spielerisch als wirklich angenommen wird. Das ist die Verabredung der Theatermacher mit dem Publikum. Jede Störung gefährdet diese Fiktion.“


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Erstellt am: Mittwoch, 27.04.2016 - 05:24www.notizheft.chZuletzt geändert am: Mittwoch, 27.04.2016 - 05:27